Person sitzt entspannt in einem gemütlichen Raum und geht verschiedenen kreativen und erfüllenden Hobbys nach, umgeben von Symbolen für Flow-Zustand und innere Ruhe
Veröffentlicht am Mai 17, 2025

Der Schlüssel zu einer erfüllenden Freizeit liegt nicht darin, mehr Hobbys zu finden, sondern darin, die richtigen Erlebnisse bewusst zu gestalten.

  • Wahre Zufriedenheit entsteht, wenn Aktivitäten gezielt psychologische Bedürfnisse wie Kompetenzerleben (Flow) und Autonomie ansprechen.
  • Statt passiv auf Inspiration zu warten, hilft ein strategischer Ansatz wie die „Vielleicht-Liste“ oder die Planung von Mikro-Abenteuern, aktiv Freude zu schaffen.

Empfehlung: Betrachten Sie Ihre Freizeit als ein wertvolles Projekt. Planen Sie feste Termine mit sich selbst in Ihrem Kalender, um Aktivitäten nachzugehen, die Sie wirklich nähren, anstatt nur die Zeit zu füllen.

Das Gefühl ist vielen vertraut: Nach einem langen Arbeitstag oder am Wochenende bleibt endlich Zeit, doch sie zerrinnt zwischen dem Scrollen auf dem Smartphone und dem ziellosen Wechseln zwischen Streaming-Diensten. Am Ende des Tages bleibt oft eine seltsame Leere und das Gefühl, die kostbaren Stunden nicht wirklich genutzt zu haben. Die üblichen Ratschläge – „Such dir doch ein Hobby“ oder „Mach doch mal Sport“ – klingen gut, greifen aber oft zu kurz. Sie behandeln die Freizeit wie einen leeren Container, den es irgendwie zu füllen gilt, ohne die eigentliche Ursache der Unzufriedenheit zu berühren.

Doch was, wenn das Problem nicht ein Mangel an Optionen ist, sondern ein Mangel an bewusster Gestaltung? Was, wenn die wahre Kunst einer erfüllenden Freizeitgestaltung nicht im „Was“, sondern im „Wie“ und „Warum“ liegt? Dieser Artikel verfolgt einen anderen Ansatz. Statt einer weiteren Liste von Hobbys erhalten Sie eine Strategie, eine Art Architektur für Ihre Freizeit. Es geht darum, die psychologischen Mechanismen zu verstehen, die uns wirklich abschalten, uns wachsen lassen und uns mit tiefer Zufriedenheit erfüllen. Wir werden entdecken, wie man den „Flow“-Zustand gezielt herbeiführt, warum geplante Zeit mit sich selbst das Selbstvertrauen stärkt und wie man auch ohne große Pläne und Budgets Abenteuer erleben kann. Ziel ist es, Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um eine Freizeit zu entwerfen, die nicht nur eine Pause von der Arbeit ist, sondern eine Quelle für Energie, Sinn und persönliches Wachstum wird.

Für alle, die einen schnellen visuellen Überblick bevorzugen, fasst das folgende Video einige der beliebtesten Freizeitaktivitäten zusammen und bietet eine hervorragende Ergänzung zu den strategischen Ansätzen, die wir in diesem Artikel vertiefen werden.

In den folgenden Abschnitten finden Sie eine detaillierte Anleitung, um Ihre Freizeit neu zu denken und zu gestalten. Jeder Teil widmet sich einem spezifischen Aspekt, von der Entdeckung Ihrer Leidenschaften bis hin zur Stärkung Ihrer mentalen Flexibilität.

Das Geheimnis des „Flow“: Finden Sie das Hobby, das Ihren Kopf wirklich abschalten lässt

Der Schlüssel zu einer wirklich erholsamen Freizeit liegt oft in einem Zustand, den Psychologen als „Flow“ bezeichnen: jenes Gefühl, wenn man völlig in einer Tätigkeit aufgeht, die Zeit vergisst und alles um sich herum ausblendet. Es ist das Gegenteil von passiver Berieselung. Flow entsteht, wenn wir eine Herausforderung annehmen, die unsere Fähigkeiten fordert, uns aber nicht überfordert. Es ist ein Zustand tiefer Konzentration und intrinsischer Motivation, der uns am Ende nicht erschöpft, sondern energiegeladen zurücklässt. Doch wie findet man eine solche Aktivität?

Der entscheidende Faktor ist die Balance. Die Aufgabe sollte anspruchsvoll genug sein, um unsere volle Aufmerksamkeit zu binden, aber nicht so schwierig, dass Frustration aufkommt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der optimale Punkt erreicht wird, wenn die Herausforderung etwa vier Prozent über unseren aktuellen Fähigkeiten liegt. Das kann das Erlernen eines neuen Akkords auf der Gitarre sein, das Lösen eines kniffligen Teils eines Puzzles oder das Verfeinern einer Technik beim Malen. Diese leichte Überforderung zwingt unser Gehirn, sich voll zu engagieren und störende Gedanken auszublenden.

Eine Studie von John Kowal und Michelle Fortier hat zudem gezeigt, dass Autonomie ein entscheidender Katalysator für Flow-Erlebnisse ist. Die Probanden erlebten den Zustand deutlich häufiger, wenn sie ihre Aufgaben selbst bestimmen und einteilen konnten. Suchen Sie also nicht nach dem „perfekten“ Hobby, sondern nach einer Tätigkeit, die Ihnen Raum für Selbstbestimmung und schrittweises Wachstum bietet. Es geht darum, einen persönlichen Spielplatz zu schaffen, auf dem Sie Ihre Fähigkeiten kontinuierlich erweitern können, angetrieben von innerer Neugier statt äußerem Druck.

Die Vielleicht-Liste: Eine kreative Methode, um Hunderte von Freizeitideen zu finden und nie wieder ratlos zu sein

Die größte Hürde auf dem Weg zu einer erfüllenden Freizeit ist oft nicht der Mangel an Zeit, sondern die lähmende Frage: „Was soll ich nur tun?“ In solchen Momenten greifen wir aus reiner Gewohnheit zur Fernbedienung oder zum Smartphone. Die „Vielleicht-Liste“ ist eine einfache, aber extrem wirkungsvolle Technik, um dieses Muster zu durchbrechen. Sie funktioniert wie ein kreativer Ideenspeicher, den Sie in inspirierten Momenten füllen, um in ratlosen Momenten darauf zurückgreifen zu können.

Das Prinzip ist simpel: Führen Sie eine Liste – digital oder auf Papier –, auf die Sie alles schreiben, was Ihnen auch nur im Entferntesten interessant erscheint. Der Name „Vielleicht“ ist dabei entscheidend, denn er nimmt jeden Druck. Es geht nicht um eine Verpflichtung, sondern um eine Sammlung von Möglichkeiten. Haben Sie einen Artikel über Urban Gardening gelesen? „Vielleicht Kräuter auf dem Balkon anpflanzen.“ Eine Dokumentation über japanische Kalligrafie gesehen? „Vielleicht ein Kalligrafie-Set kaufen.“ Einen Freund beim Klettern beobachtet? „Vielleicht einen Schnupperkurs im Bouldern machen.“

Eine Person sitzt an einem Schreibtisch und erstellt eine bunte, kreative Liste mit verschiedenen Hobby-Ideen, umgeben von inspirierenden Materialien

Diese Liste wird mit der Zeit zu Ihrem persönlichen Katalog der Neugier. Der wahre Wert liegt darin, dass Sie die Entscheidungsfindung vom Moment der Langeweile entkoppeln. Wenn Sie das nächste Mal ein Zeitfenster haben, müssen Sie nicht bei null anfangen. Stattdessen schauen Sie auf Ihre Liste und wählen eine Kleinigkeit aus, die Sie jetzt reizt. Viele Menschen berichten, dass das systematische Ausprobieren verschiedener Aktivitäten mit minimaler Anfangsinvestition der Schlüssel war, um ihr perfektes Hobby zu finden. So wird Ihre Freizeit zu einem Feld für spannende Experimente statt zu einer leeren Fläche.

Die Kunst, mit sich selbst auszugehen: Warum das Alleinsein in der Freizeit Ihr Selbstvertrauen stärken wird

In einer hypervernetzten Welt wird das Alleinsein oft mit Einsamkeit verwechselt und negativ bewertet. Doch bewusst gestaltete Zeit mit sich selbst ist eine der kraftvollsten Methoden, um innere Ruhe zu finden und das Selbstvertrauen zu stärken. Es ist die Kunst, mit sich selbst „auszugehen“ – sei es bei einem Spaziergang, einem Café-Besuch oder einem Ausflug ins Museum. Diese Momente sind keine Notlösung, weil niemand anderes Zeit hat, sondern eine bewusste Entscheidung für die eigene Gesellschaft.

Der Psychologe Dr. Oliver Huxhold erklärt den tiefgreifenden Nutzen dieser Praxis. Wie er in einem Interview für das AOK Magazin erläutert, fällt beim Alleinsein der soziale Druck weg, dem wir sonst oft ausgesetzt sind. Unser Gehirn ist ständig damit beschäftigt, die Emotionen und Gefühle anderer zu deuten, was enorm viel Energie kostet. Wenn wir allein sind, fallen diese Prozesse weg und wir fühlen uns freier, wir selbst zu sein. Es ist eine Gelegenheit, die eigenen Gedanken und Wünsche ohne äußere Einflüsse wahrzunehmen. Man lernt, auf die eigene Intuition zu vertrauen und Entscheidungen zu treffen, die nur einem selbst gefallen müssen.

Dies bedeutet nicht, sich sozial zu isolieren. Interessanterweise zeigt eine Studie der Universität Jena, dass das Wohlbefinden von Alleinlebenden – immerhin leben in Deutschland rund 20 Prozent der Menschen allein – stark von der Qualität ihrer sozialen Kontakte abhängt, aber auch von ihrer Fähigkeit, das Alleinsein positiv zu gestalten. Die zufriedensten Gruppen waren jene, die entweder ein großes soziales Netzwerk hatten oder wenige, aber dafür sehr intensive Beziehungen pflegten. Das bewusste Alleinsein ist somit kein Widerspruch zu einem reichen Sozialleben, sondern dessen wertvolle Ergänzung. Es schafft eine stabile Basis des Selbstvertrauens, von der aus soziale Interaktionen noch bereichernder werden.

Das Abenteuer vor der Haustür: 5 Ideen für Mikro-Abenteuer, die Sie noch heute erleben können

Der Begriff „Abenteuer“ weckt oft Assoziationen von teuren Fernreisen und wochenlanger Planung. Doch das Konzept des „Mikro-Abenteuers“, populär gemacht durch den Abenteurer Alastair Humphreys, beweist das Gegenteil. Es sind kleine, günstige und einfache Ausbrüche aus dem Alltag, die direkt vor unserer Haustür stattfinden können. Sie erfordern keine besondere Ausrüstung oder viel Zeit, aber sie durchbrechen effektiv die Routine und schaffen bleibende Erinnerungen.

Wir können ein Abenteuer auch vor der Haustür erleben, ohne dass wir Urlaub haben, viel Geld brauchen oder groß planen müssen. Wir müssen einfach rausgehen und anfangen.

– Christo Foerster, NDR Interview über Mikroabenteuer

Die Essenz eines Mikro-Abenteuers liegt darin, die vertraute Umgebung mit neuen Augen zu sehen und die eigene Komfortzone bewusst ein kleines Stück zu erweitern. Es geht darum, die Perspektive zu wechseln und die Neugier eines Entdeckers zu wecken. Hier sind einige sofort umsetzbare Ideen, die diesen Geist verkörpern:

  • Bis zur Endstation fahren: Nehmen Sie einen Bus oder eine Bahn, die Sie nicht kennen, und fahren Sie bis zur letzten Haltestelle. Erkunden Sie die Gegend für eine Stunde und finden Sie einen anderen Weg zurück.
  • Den Sonnenaufgang beobachten: Stellen Sie sich den Wecker, um an einem schönen Ort in Ihrer Nähe – einem Hügel, einer Brücke, einem Park – den Sonnenaufgang zu erleben.
  • Sightseeing in der eigenen Stadt: Besuchen Sie gezielt einen Ort in Ihrer Stadt, an dem Sie noch nie waren, obwohl er als Touristenattraktion gilt.
  • Eine Nacht unter freiem Himmel: Schlafen Sie an einem sicheren Ort im Garten, auf dem Balkon oder bei einer kleinen Wanderung im Freien.
  • Einem Fluss folgen: Suchen Sie sich einen Bach oder kleinen Fluss in Ihrer Nähe und folgen Sie seinem Lauf zu Fuß so weit wie möglich.

Ein Beispiel wie die Pähler Schlucht südlich des Ammersees zeigt, wie zugänglich solche Erlebnisse sein können. Eine kurze Wanderung führt zu einem beeindruckenden Wasserfall, hinter dem man sogar hindurchgehen kann – ein perfektes kleines Abenteuer für ein Wochenende. Diese Erlebnisse laden unsere mentalen Batterien auf und beweisen, dass das Außergewöhnliche oft nur eine kleine Entscheidung entfernt ist.

Verabreden Sie sich mit sich selbst: Warum Ihre Freizeit einen festen Platz in Ihrem Kalender verdient (und wie Sie ihn durchsetzen)

Einer der größten Widersprüche unserer Zeit ist die Kluft zwischen unseren Freizeitwünschen und unserem tatsächlichen Verhalten. Laut dem Freizeit-Monitor 2024 haben Berufstätige durchschnittlich vier Stunden Freizeit pro Tag. Fragt man die Menschen, was sie sich für diese Zeit wünschen, nennen sie Aktivitäten wie Freunde treffen, Sport treiben, Bücher lesen oder einfach mal nichts tun. Die Realität sieht jedoch anders aus: 97 % der Befragten geben an, das Internet und digitale Medien am häufigsten zu nutzen.

Diese Diskrepanz entsteht, weil passive und leicht verfügbare Aktivitäten wie das Surfen im Netz keinen mentalen oder organisatorischen Aufwand erfordern. Sie sind der Weg des geringsten Widerstandes. Professor Dr. Ulrich Reinhardt, der wissenschaftliche Leiter der Studie, merkt an: „Das Internet ist allgegenwärtig … und begleitet uns jederzeit.“ Echte, erfüllende Freizeitaktivitäten – ein Malkurs, eine Wanderung, ein Treffen mit Freunden – erfordern hingegen eine bewusste Entscheidung und oft auch ein wenig Planung.

Die Lösung ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Behandeln Sie Ihre Freizeit mit derselben Wichtigkeit wie Ihre beruflichen Termine. Tragen Sie feste „Verabredungen mit sich selbst“ in Ihren Kalender ein. Blocken Sie am Dienstagabend zwei Stunden für Ihr kreatives Schreibprojekt. Reservieren Sie den Samstagnachmittag für eine Radtour. Dieser feste Eintrag schafft eine Verbindlichkeit und schützt Ihre wertvolle Zeit vor den unzähligen kleinen Ablenkungen des Alltags. Er signalisiert Ihnen und anderen, dass diese Zeit nicht verhandelbar ist. Es ist kein „Wenn ich Zeit habe“, sondern ein fester Bestandteil Ihres Lebens. Indem Sie Ihrer Freizeit einen festen Platz einräumen, nehmen Sie das Steuer selbst in die Hand und stellen sicher, dass Ihre Wünsche nicht länger nur Wünsche bleiben.

Die Ideen-Maschine anwerfen: 3 einfache Techniken, die Ihnen garantiert helfen, wenn Ihnen absolut nichts einfällt

Jeder kennt diese Momente der totalen Leere, in denen selbst die „Vielleicht-Liste“ nicht mehr inspirierend wirkt. Der Kopf fühlt sich leer an, und die Langeweile droht überhandzunehmen. Doch anstatt diesen Zustand als negativ abzutun, kann man ihn als Chance begreifen. Wie der Coach Steven Schüller treffend bemerkt, bietet Langeweile die Möglichkeit, Kreativität und Inspiration zu entwickeln, wenn wir sie nur zulassen. Anstatt sofort zum nächsten Bildschirm zu greifen, können wir gezielte Techniken anwenden, um unsere innere Ideen-Maschine wieder in Gang zu bringen.

Eine der effektivsten Methoden ist die SCAMPER-Technik. Dieses aus dem Kreativitätsmanagement stammende Werkzeug hilft, bestehende Ideen oder Hobbys neu zu erfinden. Das Akronym steht für sieben Denkansätze: Substituieren (Ersetzen), Kombinieren, Anpassen, Modifizieren, Umfunktionieren, Eliminieren und Umkehren. Fragen Sie sich zum Beispiel: Wie kann ich mein Hobby „Spazierengehen“ kombinieren? (Antwort: Mit Fotografie oder dem Sammeln von Wildkräutern). Wie kann ich „Kochen“ umkehren? (Antwort: Ein Dessert als Vorspeise zubereiten). Diese Methode zwingt das Gehirn, gewohnte Pfade zu verlassen.

Eine weitere Technik ist die bewusste Konfrontation mit der Leere. Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit für absolute Langeweile. Setzen Sie sich ohne Smartphone, Buch oder Musik an einen neutralen Ort und tun Sie einfach nichts. Anfangs mag es unangenehm sein, aber oft beginnen die Gedanken nach kurzer Zeit von selbst zu wandern und neue, unerwartete Ideen sprudeln hervor. Es ist wie ein Neustart für das kreative Betriebssystem. Wenn auch das nicht hilft, versuchen Sie die „Cross-Pollination“: Kombinieren Sie zwei völlig unzusammenhängende Interessen. Was passiert, wenn Sie Ihre Leidenschaft für Geschichte mit Ihrem Interesse an Backen verbinden? Vielleicht recherchieren und backen Sie historische Brotrezepte. Diese Techniken sind Ihr Notfallkoffer gegen kreative Blockaden.

Ihr Aktionsplan gegen die Ideen-Leere: 5 Schritte zur Reaktivierung

  1. Kontaktpunkte identifizieren: Notieren Sie, in welchen konkreten Situationen (z.B. Sonntagabend) die Ratlosigkeit am häufigsten auftritt.
  2. Sammlung anlegen: Inventarisieren Sie Hobbys oder Aktivitäten, die Ihnen früher einmal Freude bereitet haben, auch wenn sie aktuell nicht reizvoll erscheinen.
  3. Kohärenz prüfen: Gleichen Sie eine Idee von Ihrer Liste mit Ihren Kernwerten ab. Passt sie zu dem, was Ihnen wirklich wichtig ist (z.B. Natur, Gemeinschaft, Kreativität)?
  4. Potenzial analysieren: Fragen Sie sich bei einer Idee: Bietet sie die Chance auf einen Flow-Zustand (Herausforderung + Kompetenz) oder ist sie nur eine weitere passive Ablenkung?
  5. Integrationsplan erstellen: Wählen Sie eine einzige, kleine Idee aus und planen Sie einen konkreten, 30-minütigen Testlauf in der nächsten Woche.

Wofür stehen Sie morgens auf? Wie Sie einen tieferen Sinn in Ihrem Alltag finden, jenseits von Job und Pflichten

Eine erfüllende Freizeitgestaltung geht über reinen Spaß und Entspannung hinaus. Sie kann zu einer tiefen Quelle von Sinnhaftigkeit werden, die weit in unseren Alltag ausstrahlt. Oft suchen wir nach dem großen Lebenszweck, übersehen dabei aber, dass Sinn im Kleinen entsteht: in Aktivitäten, die uns mit unseren Werten, unseren Stärken und der Gemeinschaft verbinden. Die Freizeit bietet den perfekten Raum, um dieses „Sinn-Portfolio“ bewusst aufzubauen.

Das japanische Konzept des Ikigai bietet hierfür einen wunderbaren Rahmen. Es beschreibt den Punkt, an dem vier zentrale Lebensbereiche zusammenkommen: Was Sie lieben (Ihre Leidenschaft), worin Sie gut sind (Ihre Fähigkeiten), was Ihre unmittelbare Welt braucht (Ihr Beitrag für Familie/Gemeinschaft) und wobei Sie die Zeit vergessen (Ihre Flow-Aktivitäten). Ein Hobby, das diese vier Elemente vereint, ist mehr als nur ein Zeitvertreib; es wird zu Ihrem Ikigai. Das kann die ehrenamtliche Arbeit im Tierheim sein, bei der Sie Ihre Tierliebe und Organisationsfähigkeit für einen guten Zweck einsetzen, oder das Gärtnern, bei dem Sie Ihre Freude an der Natur nutzen, um Ihre Familie mit frischem Gemüse zu versorgen.

Vier überlappende Kreise repräsentieren das Ikigai-Modell mit einer Person in der Mitte, die verschiedene sinnstiftende Freizeitaktivitäten ausübt

Die Forschung bestätigt die enorme Kraft eines solchen sinnstiftenden Lebens. Eine Studie der Universität Wien zeigte, dass Menschen, die ein zielgerichtetes Leben führen, unabhängig von ihrem Alter seltener unter Einsamkeit leiden. Die Forscher betonten, dass nicht allein soziale Interaktionen, sondern ein tiefes Gefühl von Sinnhaftigkeit vor Einsamkeit schützt. Dieses Gefühl muss nicht aus großen Taten entstehen. Es kann in kleinen, alltäglichen Dingen gefunden werden: einer freundlichen Geste, einem intensiven Naturerlebnis oder der Pflege eines Gartens. Indem Sie Ihre Freizeit nutzen, um solche Momente gezielt zu schaffen, beantworten Sie jeden Tag aufs Neue die Frage: „Wofür stehe ich heute auf?“

Das Wichtigste in Kürze

  • Echte Erholung entsteht nicht durch Passivität, sondern durch den „Flow“-Zustand, der eine leichte Überforderung der eigenen Fähigkeiten erfordert.
  • Bewusste Planung ist entscheidend: Feste Termine im Kalender und kreative Ideensammlungen wie die „Vielleicht-Liste“ helfen, die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen.
  • Sinn entsteht im Kleinen: Freizeitaktivitäten, die Leidenschaft, Fähigkeiten und einen Beitrag zur Gemeinschaft verbinden (Ikigai), schaffen tiefe und nachhaltige Zufriedenheit.

Das flexible Gehirn: Wie Sie Ihre Fähigkeit trainieren, kreativ zu denken und sich an eine verändernde Welt anzupassen

Eine bewusst gestaltete Freizeit ist mehr als nur ein Mittel gegen Langeweile oder für kurzfristiges Wohlbefinden. Sie ist eines der effektivsten Trainingslager für unser Gehirn. Jedes Mal, wenn wir etwas Neues lernen, eine kreative Lösung finden oder uns körperlich betätigen, fordern wir die sogenannte Neuroplastizität heraus – die Fähigkeit des Gehirns, sich durch neue Erfahrungen physisch zu verändern und neue neuronale Verbindungen zu knüpfen. Eine aktive Freizeitgestaltung ist somit eine direkte Investition in unsere geistige Fitness und Anpassungsfähigkeit.

Wie Prof. Dr. Gerd Kempermann, ein führender Neurowissenschaftler, in der Apotheken Umschau erklärt, profitiert das Gehirn besonders von der Kombination aus Bewegung und geistiger Anforderung. Er nennt Tanzen als perfektes Beispiel: Hier kommen soziale Interaktion, körperliche Koordination und das Merken von Schritten zusammen. Diese Komplexität lässt neue Verbindungen im Gehirn sprießen. Es darf, so Kempermann, „schon ein wenig kratzen im Gehirn“. Genau dieses „Kratzen“ – die sanfte Überforderung – hält den Geist jung und flexibel.

Die positiven Effekte sind weitreichend. Eine Studie der University of Glasgow zeigte, dass kreative Beschäftigungen wie Malen oder Musizieren die Verknüpfung zwischen den beiden Gehirnhälften verbessern. Andere Forschungen belegen den präventiven Nutzen: Regelmäßige kognitive Aktivitäten können das Demenzrisiko signifikant senken. Hobbys werden so zu einem gezielten Trainingsprogramm für mentale Fähigkeiten: Improvisationstheater schult die Spontaneität, das Erlernen einer Sprache die Gedächtnisleistung und handwerkliche Tätigkeiten das räumliche Denken. Anstatt die Freizeit also nur als Phase der Erholung zu sehen, können wir sie als Chance begreifen, aktiv die Person zu werden, die wir morgen sein wollen: kreativ, anpassungsfähig und geistig rege.

Indem Sie Ihre Freizeit aktiv gestalten, investieren Sie direkt in Ihre kognitive Gesundheit. Die Förderung eines flexiblen Gehirns ist der ultimative langfristige Nutzen einer durchdachten Freizeitarchitektur.

Beginnen Sie noch heute damit, diese Strategien umzusetzen. Der erste Schritt besteht nicht darin, Ihr Leben umzukrempeln, sondern darin, einen einzigen, bewussten Termin mit sich selbst zu vereinbaren, um eine der hier vorgestellten Ideen auszuprobieren.

Geschrieben von Anja Bauer, Anja Bauer ist eine Kulturjournalistin und Coach für kreative Lebensgestaltung mit über einem Jahrzehnt Erfahrung darin, Menschen zu inspirieren, ihre Freizeit bewusster und erfüllender zu gestalten.