Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der landläufigen Meinung ist der Schlüssel zum Erfolg nicht, Kunden zu geben, was sie sagen, dass sie wollen, sondern zu verstehen, was sie *wirklich* brauchen.

  • Die erfolgreichsten Produkte lösen einen „Job-to-be-Done“ – ein tiefes, oft unausgesprochenes Problem – und nicht nur einen oberflächlichen Wunsch.
  • Methoden wie Tiefeninterviews und die Analyse von Verhaltensmustern sind effektiver als direkte Umfragen, um diese verborgenen emotionalen Treiber aufzudecken.

Empfehlung: Hören Sie auf, nach Meinungen zu fragen, und beginnen Sie stattdessen wie ein Detektiv, die wahren Probleme und deren Kontext zu untersuchen.

Jeder Unternehmer kennt das Bild: Man ist von einer Idee absolut überzeugt, investiert unzählige Stunden und Ressourcen in die Entwicklung eines Produkts, nur um nach dem Launch festzustellen, dass der Markt nicht reagiert. Das Produkt, das in der Theorie perfekt schien, wird zu einem teuren Hobby. Woran liegt das? Oft liegt die Ursache in einem fundamentalen Missverständnis darüber, was Kunden wirklich brauchen, im Gegensatz zu dem, was sie sagen, dass sie wollen.

Die gängigen Ratschläge sind schnell zur Hand: Führen Sie Umfragen durch, erstellen Sie Fokusgruppen, hören Sie auf das Feedback Ihrer Kunden. Doch diese Methoden kratzen oft nur an der Oberfläche. Sie erfassen Wünsche und Meinungen, aber selten die tiefgreifenden, emotionalen und oft unbewussten Bedürfnisse, die Kaufentscheidungen tatsächlich antreiben. Man läuft Gefahr, lediglich ein „schnelleres Pferd“ zu entwickeln, wenn die Welt eigentlich bereit für ein Automobil ist.

Doch was, wenn der wahre Schlüssel nicht im bloßen Zuhören liegt, sondern in einer Art Detektivarbeit? Was, wenn die entscheidenden Hinweise nicht in den Antworten der Kunden liegen, sondern in ihrem Verhalten, ihren Frustrationen und den unausgesprochenen Problemen ihres Alltags? Dieser Artikel bricht mit dem traditionellen Ansatz der Marktforschung. Wir werden nicht nur Methoden vorstellen, sondern einen neuen Denkansatz vermitteln: den eines empathischen UX-Forschers, der lernt, zwischen den Zeilen zu lesen und die „Jobs to be Done“ seiner Kunden zu entschlüsseln.

Wir werden gemeinsam die Kunst erlernen, die richtigen Fragen zu stellen, Buyer Personas zu erstellen, die mehr als nur demografische Daten enthalten, und die Goldminen zu entdecken, die sich in Online-Bewertungen verbergen. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie eine so tiefe Verbindung zu den Bedürfnissen Ihrer Zielgruppe aufbauen, dass Ihr Angebot nicht nur eine Option, sondern die einzig logische Wahl wird.

„Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen…“: Warum Sie nicht auf Ihre Kunden hören sollten (und wie Sie stattdessen ihre Probleme verstehen)

Das berühmte, wenn auch wahrscheinlich apokryphe Zitat von Henry Ford über „schnellere Pferde“ bringt ein zentrales Dilemma der Produktentwicklung auf den Punkt: Kunden können oft nur in den Kategorien denken, die sie bereits kennen. Ihre Wünsche sind Verbesserungen des Bestehenden, keine echten Innovationen. Wenn Sie Ihre Kunden direkt fragen, was sie wollen, erhalten Sie bestenfalls inkrementelle Ideen, aber selten den Durchbruch, der Ihr Unternehmen transformiert. Der Fokus sollte sich daher von Wünschen auf Probleme verlagern.

Hier kommt das Jobs-to-be-Done (JTBD) Framework ins Spiel. Entwickelt von Vordenkern wie Clayton M. Christensen, besagt diese Theorie, dass Kunden Produkte oder Dienstleistungen „einstellen“, um einen bestimmten „Job“ in ihrem Leben zu erledigen. Niemand kauft einen Bohrer, weil er einen Bohrer will; man kauft ihn, weil man ein Loch in der Wand braucht. Das Loch ist der Job. Dieser simple Perspektivwechsel ist revolutionär, denn er zwingt uns, über Produkteigenschaften hinauszudenken und uns auf das Ergebnis zu konzentrieren, das der Kunde anstrebt.

Wie die Jobs-to-be-Done-Methode in der Praxis zeigt, hat die Erfüllung einer Aufgabe oft mehr als nur eine funktionale Dimension. Es gibt auch soziale und emotionale Aspekte. Ein Teenager kauft vielleicht ein Skateboard nicht nur, um von A nach B zu kommen (funktionaler Job), sondern auch, um zu einer bestimmten Gruppe dazuzugehören (sozialer Job) und sich frei und rebellisch zu fühlen (emotionaler Job). Diese tieferen, oft verborgenen Bedürfnisse sind es, die eine starke Markenbindung schaffen und sich einer oberflächlichen Betrachtung entziehen. Auf die Frage „Was für ein Skateboard willst du?“ würde er vielleicht „eins mit guten Rollen“ antworten, aber der wahre Schlüssel zum Erfolg liegt im Verständnis der sozialen und emotionalen Treiber.

Ihre Aufgabe als Unternehmer ist es also nicht, eine Wunschliste abzuarbeiten. Es ist Ihre Aufgabe, zum Detektiv zu werden und den wahren, vielschichtigen „Job“ zu identifizieren, für den Ihre Kunden eine Lösung suchen. Wenn Sie diesen Job besser erledigen als jeder andere, wird Ihr Produkt unverzichtbar.

Die Kunst des richtigen Fragens: Ein Leitfaden für Kundeninterviews, die Ihnen Gold wert sein werden

Wenn direktes Fragen nach Wünschen in die Irre führt, wie gelangen wir dann an die wertvollen Einsichten? Die Antwort liegt in der Kunst des qualitativen Kundeninterviews. Es geht nicht darum, einen Fragebogen abzuarbeiten, sondern ein echtes Gespräch zu führen, das darauf abzielt, Geschichten, Kontexte und vor allem Verhaltensweisen aus der Vergangenheit aufzudecken. Menschen sind notorisch schlecht darin, ihr zukünftiges Verhalten vorherzusagen, aber sie können sehr gut erzählen, was sie in einer konkreten Situation in der Vergangenheit getan haben.

Der erste Schritt ist, genau zuzuhören und zu differenzieren. Achten Sie auf die Semantik: Sagt ein Kunde „Ich brauche einen neuen Laptop“ oder „Ich hätte gerne einen neuen Laptop“? Der erste Satz signalisiert einen dringenden, funktionalen Bedarf, der zweite vielleicht eher einen Wunsch nach etwas Neuem oder Besserem. Diese Nuancen sind erste Hinweise auf die tieferliegende Motivation. Oft besitzen Kunden auch nicht die nötigen Informationen, um ihr Problem präzise zu formulieren. Ihre Aufgabe ist es, diese Informationslücken durch gezieltes Nachfragen zu schließen.

Eine mächtige Technik dafür ist das sogenannte „Laddering“. Sie beginnen mit einer konkreten, faktenbasierten Frage zum Produkt oder Verhalten und arbeiten sich dann schrittweise die „Leiter“ hinauf zu den zugrundeliegenden Werten und Emotionen. Ein Beispiel:

  • Frage 1 (Feature): „Welche Funktion an Ihrer aktuellen Kaffeemaschine nutzen Sie am häufigsten?“
  • Frage 2 (Funktionaler Nutzen): „Warum ist Ihnen diese Funktion besonders wichtig?“
  • Frage 3 (Emotionaler Nutzen): „Was für ein Gefühl gibt es Ihnen, wenn Sie diese Funktion nutzen?“
  • Frage 4 (Grundwert): „Warum ist dieses Gefühl für Sie in Ihrem Morgenritual von Bedeutung?“

Diese Technik hilft, von einem einfachen „Ich brauche eine schnelle Kaffeemaschine“ zu der tiefgreifenden Erkenntnis zu gelangen, dass der Kunde eigentlich einen stressfreien, kontrollierten Start in den Tag sucht, um sich auf seine anspruchsvolle Arbeit vorzubereiten.

Makroaufnahme von Händen die während eines Interviews Notizen auf abstrakten Karten sortieren

Wie dieses Bild andeutet, geht es darum, die einzelnen Puzzleteile einer Kundenerzählung zu einem größeren Ganzen zusammenzusetzen. Ein erfolgreiches Interview erfordert einen Mix aus Flexibilität, Respekt und Sachverstand. Zeigen Sie echtes Interesse an der Welt Ihres Kunden, stellen Sie offene „Warum“- und „Erzählen-Sie-mir-von-einem-Mal-als…“-Fragen und widerstehen Sie dem Drang, sofort Lösungen anzubieten. Ihr Ziel ist es, zu verstehen, nicht zu verkaufen.

Ihren idealen Kunden zum Leben erwecken: Wie Sie eine Buyer Persona erstellen, die Ihr Marketing für immer verändert

Eine Buyer Persona ist eine semi-fiktionale Repräsentation Ihres idealen Kunden, basierend auf Marktforschung und realen Daten über Ihre bestehenden Kunden. Es geht weit über eine einfache demografische Beschreibung hinaus. Eine gute Persona umfasst Verhaltensmuster, Ziele, Schmerzpunkte und Motivationen. Sie gibt Ihrem abstrakten „Zielkunden“ ein Gesicht und eine Stimme, was es Ihrem gesamten Team erleichtert, Entscheidungen aus der Kundenperspektive zu treffen.

Der größte Fehler bei der Erstellung von Personas ist es, sie als reine Marketing-Übung zu sehen und sich auf oberflächliche Details wie Name, Alter und Hobbys zu konzentrieren. Die wahre Kraft einer Persona entfaltet sich, wenn sie die „Jobs“, Probleme und Entscheidungsprozesse beleuchtet. Besonders im B2B-Bereich, wo Kaufzyklen oft länger und komplexer sind, ist dies entscheidend. Hier sind oft mehrere Stakeholder in einem „Buying Center“ involviert – der Nutzer, der Entscheider, der Einkäufer. Eine gute B2B-Persona-Strategie berücksichtigt die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ziele jeder dieser Rollen.

Warum ist dieser Aufwand so wichtig? Weil er sich direkt auf den Umsatz auswirkt. Die Konzentration auf die falschen Kunden oder eine zu breite Zielgruppe ist eine enorme Ressourcenverschwendung. Eine Analyse des Persona Institute zeigt, dass in vielen B2B-Unternehmen nur drei bis vier Kern-Buyer-Personas für rund 90% des Umsatzes verantwortlich sind. Indem Sie genau verstehen, wer diese wertvollsten Kunden sind und was sie antreibt, können Sie Ihr Marketing, Ihren Vertrieb und Ihre Produktentwicklung präzise auf deren Bedürfnisse ausrichten. Sie kommunizieren damit, dass Sie ihre Probleme wirklich verstehen und eine verlässliche Lösung bieten.

Die Erstellung einer Persona beginnt mit den Daten, die Sie in den Interviews (siehe vorherige Sektion) und durch die Analyse von Bestands- und Wunschkunden gesammelt haben. Suchen Sie nach Mustern in den Antworten: Welche Probleme tauchen immer wieder auf? Welche Ziele werden häufig genannt? Welche Einwände gibt es? Fassen Sie diese Muster zu einem kohärenten Profil zusammen. Geben Sie der Persona einen Namen, ein Bild und formulieren Sie ihre Ziele und Frustrationen in ihren eigenen Worten. So wird sie zu einem lebendigen Werkzeug, das Ihr Team täglich nutzen kann.

Die Goldmine, die alle ignorieren: Wie Sie in Online-Bewertungen die größten Schmerzpunkte und Wünsche Ihrer Kunden finden

Während Interviews und Personas gezielte Forschungsmethoden sind, gibt es eine riesige, oft übersehene Datenquelle, die Ihnen ungeschönte und unaufgeforderte Einblicke liefert: Online-Bewertungen. Ob auf Amazon, Google, Trustpilot oder in spezialisierten Foren und Social-Media-Gruppen – hier äußern Menschen ihre echten Frustrationen und Begeisterungsmomente. Diese Goldmine zu erschließen, bedeutet, direkt am Puls Ihrer Zielgruppe zu sein.

Der Schlüssel liegt darin, systematisch vorzugehen und nicht nur nach Bewertungen für Ihr eigenes Produkt zu suchen, sondern vor allem für die Produkte Ihrer Konkurrenten. Analysieren Sie 1-Sterne-Bewertungen, um die größten Schmerzpunkte und unerfüllten Versprechen zu identifizieren. Was frustriert die Kunden am meisten? Wo versagt das Produkt? Analysieren Sie 5-Sterne-Bewertungen, um die „Begeisterungsfaktoren“ zu finden. Welches Feature wird immer wieder euphorisch erwähnt? Was war der „Wow“-Moment, der die Kunden zu Fans gemacht hat?

Dabei geht es darum, zwischen den Zeilen zu lesen. Kunden wissen oft nicht genau, was sie wollen, oder können es nicht klar benennen. Ihre Aufgabe ist es, die tieferen, unausgesprochenen Anforderungen zu erkennen. Ein subjektiv empfundener Mangel motiviert die Kaufentscheidung. Wenn jemand in einer Bewertung schreibt: „Die Software ist so kompliziert, ich habe zwei Stunden gebraucht, um X zu finden“, ist das funktionale Bedürfnis „bessere Navigation“. Das emotionale Bedürfnis dahinter ist jedoch möglicherweise „Kontrolle und Kompetenzgefühl statt Frustration und Zeitverschwendung“.

Das Verständnis der verschiedenen Arten von Kundenbedürfnissen ist hierbei essenziell. Eine Analyse von Kundenbedürfnissen zeigt eine hilfreiche Unterteilung, die wir in einer Tabelle zusammenfassen können:

Funktionale vs. Emotionale vs. Latente Kundenbedürfnisse
Bedürfnistyp Charakteristik Beispiele
Funktionale Bedürfnisse Was muss das Produkt leisten? Qualität, Zuverlässigkeit, Kompatibilität
Emotionale Bedürfnisse Gefühle wie Sicherheit und Kontrolle Freude, Anerkennung, Zugehörigkeit
Latente Bedürfnisse Kunden können sie oft nicht benennen Unerwartete Begeisterungsmerkmale

Wer seine Kunden wirklich versteht und ihre emotionalen Bedürfnisse anerkennt, baut Beziehungen auf, die bleiben. Die Analyse von Online-Bewertungen ist eine der kostengünstigsten und authentischsten Methoden, um genau diese emotionalen und latenten Bedürfnisse zu identifizieren, die den Unterschied zwischen einem guten und einem geliebten Produkt ausmachen.

Ihr Aktionsplan zur Analyse von Kundenfeedback

  1. Quellen identifizieren: Listen Sie alle Plattformen auf, auf denen Ihre Zielgruppe Bewertungen hinterlässt (Amazon, App-Stores, Foren, Social Media, Google Reviews).
  2. Daten sammeln: Sammeln Sie systematisch 1-, 2-, 4- und 5-Sterne-Bewertungen für Ihre Produkte und die Ihrer Top-3-Konkurrenten. Kopieren Sie relevante Zitate in ein Dokument.
  3. Muster erkennen: Suchen Sie nach wiederkehrenden Themen. Markieren Sie Schmerzpunkte (Frustrationen, Probleme) und Begeisterungsfaktoren (Lob, positive Überraschungen) farblich.
  4. Bedürfnisse ableiten: Übersetzen Sie jedes Muster in ein funktionales, emotionales oder latentes Bedürfnis. Fragen Sie sich: Welcher „Job“ steckt hinter dieser Aussage?
  5. Prioritäten setzen: Ordnen Sie die identifizierten Bedürfnisse nach Häufigkeit und Intensität. Dies bildet die Grundlage für Ihre nächste Produkt- oder Marketing-Initiative.

Fragen Sie richtig oder gar nicht: Wie Sie eine kurze Umfrage erstellen, die Ihnen tatsächlich nützliche Antworten liefert

People don’t know what they want until you show it to them.

– Steve Jobs

Diese berühmte Aussage von Steve Jobs unterstreicht die größte Gefahr von Umfragen: Sie können leicht zu einem Echoraum für bereits existierende Ideen werden. Wenn sie schlecht konzipiert sind, liefern Umfragen im besten Fall bedeutungslose Daten und im schlimmsten Fall irreführende Ergebnisse, die Sie zu teuren Fehlentscheidungen verleiten. Das Ziel einer guten Umfrage ist nicht, Meinungen abzufragen („Mögen Sie die Farbe Blau?“), sondern Verhalten und Prioritäten zu quantifizieren.

Der erste Grundsatz lautet: Fassen Sie sich kurz. Jede zusätzliche Frage verringert die Antwortrate und die Qualität der Antworten. Konzentrieren Sie sich auf das eine, wichtigste Ziel, das Sie mit der Umfrage erreichen wollen. Wollen Sie ein Feature priorisieren? Die Preissensibilität testen? Die wichtigste Informationsquelle Ihrer Kunden identifizieren? Formulieren Sie jede Frage so, dass sie direkt auf dieses eine Ziel einzahlt.

Weitwinkelaufnahme eines minimalistischen Arbeitsplatzes mit abstrakten Umfrageelementen

Zweitens: Stellen Sie geschlossene, verhaltensbasierte Fragen anstelle von offenen, meinungsbasierten Fragen. Anstatt zu fragen „Welche Features würden Sie sich wünschen?“, ist es effektiver, eine Liste von potenziellen Features zu geben und zu fragen: „Welche der folgenden drei Probleme haben Sie in der letzten Woche am häufigsten erlebt?“ oder „Ordnen Sie die folgenden Vorteile nach Wichtigkeit für Ihre tägliche Arbeit.“ So zwingen Sie die Teilnehmer zu einer Entscheidung und erhalten priorisierte Daten anstelle einer vagen Wunschliste.

Hier sind einige bewährte Praktiken für effektive Umfragen:

  • Vermeiden Sie Suggestivfragen: Fragen Sie nicht „Finden Sie unser neues, innovatives Feature auch so großartig?“, sondern neutral „Wie bewerten Sie Feature X auf einer Skala von 1 (unwichtig) bis 5 (sehr wichtig)?“
  • Nutzen Sie Skalen und Rangfolgen: Anstelle von Ja/Nein-Fragen liefern Skalen (z.B. Likert-Skalen) und Rangordnungsfragen (z.B. „Ordnen Sie nach Wichtigkeit“) deutlich nuanciertere Daten.
  • Fragen Sie nach der Vergangenheit, nicht nach der Zukunft: Fragen Sie „Wie oft haben Sie in den letzten 30 Tagen X getan?“ anstatt „Wie oft würden Sie X in Zukunft tun?“.
  • Segmentieren Sie Ihre Teilnehmer: Fügen Sie zu Beginn eine oder zwei demografische oder verhaltensbasierte Fragen hinzu (z.B. „Welche Rolle beschreibt Ihre Position am besten?“ oder „Wie lange nutzen Sie unser Produkt bereits?“), um die Antworten später analysieren und vergleichen zu können.

Eine gut gemachte, kurze Umfrage kann ein extrem nützliches Werkzeug sein, um qualitative Erkenntnisse aus Interviews zu validieren und zu quantifizieren. Aber sie ist nur ein Werkzeug im Kasten des UX-Forschers und sollte niemals die alleinige Grundlage für strategische Entscheidungen sein.

Die Millionen-Euro-Idee oder nur ein teures Hobby? Der Realitäts-Check für Ihr Unternehmenskonzept

Die Kluft zwischen einer brillanten Idee und einem erfolgreichen Produkt ist mit gescheiterten Start-ups gepflastert. Die Zahlen sind ernüchternd: Schätzungen zufolge scheitern rund 75% aller neuen Konsumprodukte innerhalb ihres ersten Jahres am Markt. Die häufigste Ursache ist nicht ein schlechtes Produkt, sondern ein Produkt, für das es keinen ausreichenden Bedarf gibt. Bevor Sie also auch nur eine Zeile Code schreiben oder einen Prototypen bauen, ist ein gnadenloser Realitäts-Check Ihrer Grundannahmen unerlässlich.

Hier setzt die von Steve Blank populär gemachte Lean-Startup-Methodik an. Der Kern des Ansatzes ist der Kreislauf aus „Bauen – Messen – Lernen“. Statt einen perfekten Plan im stillen Kämmerlein auszuarbeiten, geht es darum, die kritischsten Annahmen (Hypothesen) über Ihr Geschäftsmodell so schnell und günstig wie möglich zu testen. Die wichtigste Annahme ist fast immer die „Problem-Lösungs-Passung“: Gibt es wirklich eine relevante Gruppe von Menschen, die das Problem hat, das Sie lösen wollen, und sind sie bereit, für Ihre Lösung zu bezahlen?

Ein mächtiges Werkzeug in dieser frühen Phase ist das sogenannte Concierge MVP (Minimum Viable Product). Anstatt ein automatisiertes Produkt zu entwickeln, führen Sie die Dienstleistung für eine kleine Gruppe von ersten Kunden komplett manuell aus. Wenn Sie zum Beispiel eine App entwickeln wollen, die personalisierte Reisepläne erstellt, erstellen Sie die ersten Pläne von Hand für eine Handvoll Kunden. Dieser Prozess ist nicht skalierbar, aber das ist auch nicht das Ziel. Das Ziel ist es, extrem schnell und direkt zu lernen: Für welche Art von Reise sind die Kunden bereit zu zahlen? Welche Informationen benötigen sie wirklich? Wo liegen die größten Frustrationen im Prozess?

Dieser Ansatz erfordert Mut und Flexibilität. Es bedeutet, bereit zu sein, schnell Entscheidungen zu treffen und sie bei Bedarf genauso schnell wieder zu revidieren. Steve Blank hat in seinem Buch „Das Handbuch für Startups“ eine Blaupause dafür geschaffen. Es geht darum, das Büro zu verlassen („Get out of the building“) und mit echten Menschen zu sprechen, um Hypothesen zu validieren oder zu widerlegen. Jedes Gespräch, jedes manuelle Experiment ist ein Datenpunkt, der Ihnen hilft, Ihre Idee zu schärfen und das Risiko zu minimieren, etwas zu bauen, das niemand braucht.

Zufriedenheit ist nicht genug: Warum zufriedene Kunden Sie trotzdem beim ersten besseren Angebot verlassen

In vielen Unternehmen ist die Maximierung der Kundenzufriedenheit das oberste Gebot. Doch Zufriedenheit ist ein trügerisches und oft passives Gefühl. Ein zufriedener Kunde ist nicht zwangsläufig ein loyaler Kunde. Er könnte einfach nur zufrieden sein, weil es keine bessere Alternative gibt oder weil nichts Gravierendes schiefgelaufen ist. Sobald jedoch ein Konkurrent mit einem etwas besseren Preis, einem zusätzlichen Feature oder einem attraktiveren Design auf den Markt kommt, kann dieser „zufriedene“ Kunde ohne Zögern wechseln.

Um echte Loyalität und eine starke emotionale Bindung aufzubauen, müssen wir über bloße Zufriedenheit hinausgehen. Das von Professor Noriaki Kano entwickelte Kano-Modell bietet hierfür einen hervorragenden analytischen Rahmen. Es beschreibt den Zusammenhang zwischen der Erfüllung von Kundenanforderungen und der resultierenden Zufriedenheit, indem es Produktmerkmale in verschiedene Kategorien einteilt. Das Modell besagt, dass es bei einem Produkt fünf verschiedene Arten von Merkmalen gibt, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Zufriedenheit haben.

Die drei wichtigsten Kategorien sind:

  • Basismerkmale: Das sind die absoluten Mindestanforderungen. Wenn sie fehlen, führt das zu starker Unzufriedenheit. Wenn sie vorhanden sind, werden sie als selbstverständlich hingenommen und führen nicht zu Zufriedenheit. (Beispiel: Bremsen an einem Auto, eine saubere Tasse in einem Café).
  • Leistungsmerkmale: Hier gilt: je mehr, desto besser. Eine bessere Erfüllung dieser Merkmale steigert die Zufriedenheit linear. (Beispiel: die Akkulaufzeit eines Smartphones, die Geschwindigkeit einer Internetverbindung). Hier findet der meiste Wettbewerb statt.
  • Begeisterungsmerkmale: Das sind die unerwarteten „Wow“-Faktoren. Die Kunden haben sie nicht erwartet, und ihr Fehlen führt nicht zu Unzufriedenheit. Wenn sie aber vorhanden sind, erzeugen sie Begeisterung und emotionale Bindung. (Beispiel: ein kostenloses Dessert im Restaurant, eine überraschend intuitive Softwarefunktion).

Der entscheidende Punkt ist, dass sich die Erwartungen der Kunden mit der Zeit ändern. Ein Begeisterungsmerkmal von heute (z.B. eine Rückfahrkamera im Auto) kann morgen schon ein Leistungsmerkmal und übermorgen ein Basismerkmal sein. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen daher kontinuierlich daran arbeiten, nicht nur die Basis- und Leistungsmerkmale zuverlässig zu erfüllen, sondern auch immer wieder neue Begeisterungsmerkmale zu schaffen. Diese sind es, die Kunden zu echten Fans machen und einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil sichern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Konzentrieren Sie sich auf den „Job-to-be-Done“: Verstehen Sie das zugrundeliegende Problem, das Ihr Kunde lösen will, nicht nur die gewünschten Produktmerkmale.
  • Emotionale Treiber sind entscheidend: Kaufentscheidungen sind selten rein rational. Entschlüsseln Sie die emotionalen und sozialen Bedürfnisse hinter dem Verhalten Ihrer Kunden.
  • Beobachten ist effektiver als fragen: Analysieren Sie, was Kunden tun (z.B. in Online-Bewertungen), anstatt sich nur darauf zu verlassen, was sie sagen, dass sie tun würden.

Die unübersehbare Marke: Wie Sie eine Positionierung finden, die Sie zur einzigen logischen Wahl für Ihre Kunden macht

Unternehmen können keine Angebote einholen, keine Anbieter listen und keine Aufträge vergeben. Am Ende der Prozesskette sitzt immer ein Mensch.

– Anne M. Schüller

Diese Zitat von Anne M. Schüller fasst die Essenz aller bisherigen Überlegungen zusammen. Ob B2C oder B2B, am Ende geht es immer darum, die Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen eines Menschen zu verstehen. Wenn Sie die Detektivarbeit geleistet, die tiefen, unausgesprochenen Bedürfnisse und den wahren „Job-to-be-Done“ verstanden haben, halten Sie den Schlüssel für eine unwiderstehliche Positionierung in den Händen.

Eine starke Positionierung bedeutet, im Kopf Ihrer idealen Zielgruppe einen einzigartigen und relevanten Platz einzunehmen. Es geht darum, die Antwort auf die Frage „Warum sollte ich ausgerechnet Sie wählen?“ so klar und überzeugend zu machen, dass die Konkurrenz irrelevant erscheint. Dies gelingt nicht durch das Hinzufügen weiterer Features (Leistungsmerkmale), sondern indem Sie gezielt die wichtigsten Schmerzpunkte und die stärksten emotionalen Treiber Ihrer Buyer Persona adressieren.

Die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie bestätigen dies. Wie die Forschung der Nobelpreisträger Daniel Kahneman und Richard Thaler zeigt, zeigen Konsumenten in bestimmten Situationen scheinbar irrationale Verhaltensmuster. Unsere Entscheidungen werden stark von kognitiven Verzerrungen, Emotionen und sozialen Normen beeinflusst. Eine Marke, die diese menschlichen Aspekte versteht und in ihrer Kommunikation berücksichtigt, baut eine viel tiefere Verbindung auf als eine, die nur auf rationale Produktvorteile setzt.

Ihre Positionierung ist die Synthese aus allem, was Sie gelernt haben. Sie ist das Versprechen, den „Job“ Ihrer Kunden nicht nur funktional, sondern auch emotional besser zu erledigen als jeder andere. Wenn Ihr Kunde den Job hat, „als kompetenter Projektmanager wahrgenommen zu werden, der stets die Kontrolle behält“, dann verkaufen Sie keine Projektmanagement-Software. Sie verkaufen Souveränität, Anerkennung und inneren Frieden. Diese Positionierung muss sich dann in jedem Aspekt Ihrer Marke widerspiegeln – vom Design über die Wortwahl im Marketing bis hin zum Kundenservice.

Der Weg vom bloßen Zuhören zum tiefen Verstehen ist eine transformative Reise für jeden Unternehmer. Beginnen Sie noch heute damit, diese detektivischen Methoden anzuwenden, um nicht nur Produkte zu entwickeln, die Ihre Kunden kaufen, sondern die sie lieben und weiterempfehlen werden.

Geschrieben von David Hoffmann, David Hoffmann ist ein Serienunternehmer und strategischer Berater, der seit 15 Jahren Gründern dabei hilft, aus Ideen tragfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln und nachhaltig zu wachsen.